Nürnberger Trichter

Nürnberger Trichter
I
Nürnberger Trichter,
 
Auf G. P. Harsdörffer zurückgehende Bezeichnung für eine auf das rein Gedächtnismäßige ausgerichtete Lehrmethode, mit der man auch dem Dümmsten Wissen vermitteln können soll.
 
II
Nürnberger Trichter
 
Als »Nürnberger Trichter« bezeichnet man eine Lernmethode, bei der sich der Lernende nicht anzustrengen braucht, bei der ihm der Lernstoff mehr oder weniger mechanisch »eingetrichtert« wird. Der Ausdruck geht auf den Nürnberger Schriftsteller Georg Philipp Harsdörffer (1607-1658) zurück, der als Gründer des »Löbl. Hirten- und Blumenordens an der Pegnitz« eine im Jahr 1648 erschienene Poetik mit dem Titel »Poetischer Trichter. Die Teutsche Dicht- und Reimkunst, ohne Behuf der lateinischen Sprache, in VI Stunden einzugießen« herausgab. Das Bild von einem Trichter, mit dem man einem Menschen etwas »eingießen« kann, findet man jedoch schon früher, so in der Sprichwörtersammlung von Sebastian Franck aus dem Jahr 1541. Auch bei zeitgenössischen Autoren fand Harsdörffer dieses Bild bereits vor und nahm in der Vorrede zu seiner Poetik Bezug darauf.
III
Nụ̈rnberger Trichter,
 
nach G. P. Harsdörffers »Poetischer Trichter« (1647-53, 3 Bände) scherzhaft für ein Lehrverfahren, durch das auch dem Dümmsten etwas beigebracht (»eingetrichtert«) werden kann.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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